Silberpaar

„Großer Bahnhof“ bei Schobermanns in Harburg!
60 Personen, eine Lifeband zum Tanzen mit einer Sängerin von Evergreens und neuen Schlagern, der Square- Dance-Club aus Ramelsloh und die Volkstanzgruppe aus Sinstorf.
Dazu Sketche am laufenden Band unter Einbeziehung des Publikums.
Riesen-Büffee in einem nur durch einen Vorhang getrennten Nebenraum, so dass sich Jeder, bei dem sich nach dem Festmenü zwischenzeitlich erneut Hunger einstellen sollte, weiter lukullischen Genüssen hingeben konnte.
Herr Schobermann und seine Gattin hatten kaum Zeit, sich um die Gäste zu kümmern.
Die beiden Tanzgruppen, deren Mitglied sie waren, forderten sie auf, zu unterhaltsamen Vorführtänzen mitzutanzen.
Die Band mit einer Sängerin zog alle Register, hatte alle Musiktitel parat, ob „Donna“ oder Sixteen Reasons“ oder „Hit the Road Jack“. Sie beherrschte ihre Sache meisterhaft, auch die Einsätze.

„Die Mutter der Kompanie“ aus einer der Tanzgruppen forderte per Mikrofon mutige Männer „zur Mitarbeit“ auf die Bühne.
Zwölf Männer überwanden nach ersten zaghaften Meldungen ihre Angst und stellten sich gehorsam in einer Reihe auf. Die Dame, mit Mikrofon und einem Schuhkarton am Bindfaden bewaffnet, defilierte an Jedem vorbei wie ein „Spieß“ bei der Musterung und rief ein um das andere Mal „Tauglich!“ oder „Geeignet!“, indem sie ein Kleidungsstück der Männer zuknöpfte oder ihnen
die Krawatte festzog.
Auf einen Wink setzte Musik ein, und alle Männer marschierten im Gänsemarsch hinter dem Karton her, den die Dame am Band hinter sich her zog.
Als die Musik plötzlich stoppte, rief die Dame in den Saal:
„Da kann man mal sehen, wie viele junge Männer noch hinter einer alten Schachtel herlaufen!“

Mit drei Kartons als „Fernsehapparate“ und die Position schnell wechselnder Szenen gab Freund Eckhard mit zwei Stimmenimitatoren bekannte Fernsehsketche wider. Man sah dabei nur ihre Gesichter. Zum Totlachen!

Der größte Gag aber war ein Bauchtanz einer jungen, bezaubernden Türkin bei gedämpften Licht.
Atemberaubend, wie sie mit ihren Reizen, ihrem verführerischen Duft, ihrer Anmut und ihrem wunderschönen Körper die Blicke Aller auf sich zog. Dabei ließ sie nichts aus, weder extra hinweisende eindeutige Bewegungen noch das Abwerfen ihrer Weste, verschiedener Tücher, ihres langen Rockes und des Schleiers.

War sie wirklich eine Türkin, oder war sie aus dem Rotlicht-Millieu von Sankt Pauli engagiert?
Herr Schobermann hat es nie erfahren.
Sie hielt inne und flüsterte mit zwei Männern, die darauf anschließend einen Stuhl mitten in den Saal stellten und den verdutzten Herrn Schobermann darauf setzten.
Die Tänzerin wuselte fortwährend um den Stuhl und berührte manches Mal leicht, wie unabsichtlich, den Silberbräutigam.
Als die Musik abbrach, wurde Herrn Schobermann anschließend von der nach allen Himmelsrichtungen duftenden Tänzerin die Augen verbunden.
Totenstille herrschte im Saal unter den Anwesenden, als die Musik gedämpft fortfuhr.

Erneut wedelte die Dame um den „Delinquenten“ herum, dem das Ganze doch nun sehr unangenehm war. Um seine Unbehaglichkeit zu steigern, setzte sich die Dame auf seinen Schoß, legte ihre duftenden Arme um seinen Hals und verabreichte ihm eine lang andauernden innigen Zungenkuss.

Herr Schobermann soll hinterher neugierig Fragenden geantwortet haben, dass ihm dieser Kuss nicht unangenehm gewesen war, und dabei hinzugefügt haben: „Der Kavalier genießt und schweigt ausnahmsweise mal nicht!“.

Danach brach die Musik ab, das Licht ging an,und die Tänzerin nahm Herrn Schobermann das Tuch von den Augen. Sie verschwand mit einem bezaubernden Lächeln und: „Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen!“

Herr Schobermann rieb sich die Augen. Er konnte sich nicht erklären, weshalb die Gäste im Saal laut lachten.
Lachten? Sie bogen sich vor Lachen.
Was war passiert? Irgend Etwas musste doch geschehen sein, sonst wären nicht alle so erheitert gewesen! Nur Frau Schobermann lachte nicht mit und saß still und ernst in einer Ecke.

Ihr Mann wäre nie auf das Geschehene gekommen, wenn ihn nicht einer der männlichen Gäste
nach zehn Minuten aufgeklärt hätte.

Ein blitzschneller fliegender Wechsel zwischen der Tänzerin und seiner Frau hatte, für ihn unbemerkt, stattgefunden. Seine Frau hatte sich auf seinen Schoß gesetzt und ihm den Kuss gegeben, nicht ohne vorher von der Tänzerin noch mit deren Parfüm eingesprüht worden zu sein.

So endete Herrn Schobermanns Ehe-Jubiläums-Feier.
Nur schade, dass alle fünf Kinder des Jubel-Paares nicht hatten dabei sein können!

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