Wir alle sind humlor

(weit verbreiteter tröstender Spruch in Skandinavien, wenn
einer allein nicht klar kommt)

Wenn jemand sagt: „Das geht nicht!“, versuche es trotzdem!
Denke immer an die Hummel!
Im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht ist ihre Flügelfläche so klein, dass sie nach den Gesetzen der Aerodynamik unmöglich fliegen kann, kopflastig wird und zwangsläufig abstürzen muss.
Die Hummel aber weiß das nicht. Sie fliegt einfach.
Hier hat Gott ein Wunder geschaffen.
Deswegen sagten die Leute zu Herrn Schobermann in sommerlichen Schweden, wo er inmitten der Seen-und Waldwildnis ganz allein auf sich gestellt war und anfangs Schwierigkeiten mit der Technik am und im Haus, dem Tuck-tuck-Boot und der Angelausrüstung hatte: ”Vi är alla humlor!”
Selten hat Herr Schobermann so eine Hilfsbereitschaft erlebt wie in Schweden!
Die Schweden nehmen sich die Hummeln zum Vorbild, weil auch der winzig kleine Hummelstaat durch sein Sozialgefüge existieren kann.
Hummeln kennt eigentlich jeder. Dabei gehören diese gemütlich-dicken Blütenbesucher im bunten Pelz wie die Honigbiene zu den Stechimmen. Sie bilden sogenannte Sommerstaaten, die nur wenige Monate lang existieren.
Hummeln sind ausgezeichnete Bestäuber, die durch ihre lange Zunge und das so genannte Vibrationssammeln besonders gut tiefe Blüten bestäuben können. Sie werden daher auch inzwischen rund um das Jahr für die Bestäubung im Gewächshaus gezüchtet.

Alles das hat Herr Schobermann durch das Fernsehen und Fachzeitschriften erfahren.
Die Hummeln sind also genau so wichtig für den Naturschutz wie die Bienen und andere Insektenarten.
Schobermann ist immer wieder beeindruckt, wie Hummeln irgendwo mit einem lauten Geräusch gegen eine Wand oder eine Fensterscheibe bumsen und nicht einmal davon betäubt sind.
Sie erheben sich gleich wieder und starten in einer Art Taumelflug aufs Neue.
Was hat sich die Planungskommission bei der Evolution für die Hummel ausgedacht?
Na gut, sie hat die Windschutzscheibe nicht vorausgesehen, an der noch immer Insekten, auch Hummeln, dagegen klatschen – und aus!

Wie kann die Evolution so ein Insekt gestalten, wenn sie nicht über ein ordentliches Konzept verfügte? Keiner der Planer war so verantwortungsvoll und hat mal zur ersten Hummel im Paradies gesagt:
”Mensch, versuch’ doch mal zu fliegen!”
So konnte es ja nicht gehen.
Alles der Hummel selbst zu überlassen, hielt Herr Schobermann für außerordentlich gewagt und verantwortungslos..
Wie konnte es sonst passieren, dass die Hummel zu nichts fähig ist!
Die Altvorderen hätten der nächsten Hummel-Generation erzieherisch sagen müssen: ”Pass auf! Du übst besser das Laufen, da kannst du nicht irgendwo dagegen brummen!” Aber sie sagten es nicht!
Das Fach ”Flugunterricht” und ”Aufklärung” in der Schule ließen sie weg. So waren nicht einmal Fragen wie ”Wie lande ich am besten bei einem Partner?” im Lehrplan enthalten.
Über die Hummel ließ sich auch keine Akte finden. Verwaltungstechnisch gehörte sie damit zum Leergut.

”Wenn ich eine Hummel wäre”, dachte Herr Schobermann, ”hätte ich mich doch um die wesentlichsten Dinge des Lebens gekümmert!
Zwei entscheidende Fragen hätte ich an die Evolution und an mich gestellt: ”Will ich überhaupt fliegen?”
Und danach bliebe noch die eine, alles entscheidende Frage: ”WOHIN?”

Herr Schobermann fährt viel mt dem Fahrrad. Eine Runde nach der anderen. Er fuhr nichts Böses ahnend so vor sich hin. Es kam ihm etwas gegen geflogen. Er klingelte, wie es sich im Straßenverkehr gehört.
Doch es kam, wie es kommen musste.
Die Hummel passte genau in seine rechte Augenhöhle.
Sie natürlich beide zum Arzt.
”Machen Sie sich keine Sorgen deswegen. Die Hummel fällt selbst von allein ab, weil sie sich nicht gern beobachtet fühlt. Hummeln sind nun mal so. Keiner hat sie beim Fliegen unterwiesen.

Die Hummel hält es mit dem berühmten Philosophen, der gesagt hat:
”Wenn ich nicht bald etwas erfahre, dann weiß ich es auch nicht.”
Da lobt sich Herr Schobermann doch seine Nichte Astrid, die
”wilde Hummel” genannt wurde und ausflippte, wenn sie ihren Wissensdurst nicht auf der Stelle stillen konnte.
Heute nennt man sie immer noch so, obwohl sie eigentlich eine fesche Biene ist.

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