Ich will dir etwas sagen!

„Konzentrier‘ dich gefälligst besser beim Fahren!“

„Mmmmmhhhh!“

„Nich mmmhhh!“

O je, dicke Luft! Woran er das merkte?

Wenn seine Frau als Beifahrerin auf dem „Todessitz“, wie sie den nennt. fragt:

„Du passt wieder mal nicht auf! Hast du den von rechts nicht gesehen?

„Wen denn?“

Schobermann wurde gerade aus seinen Träumen gerissen.

In seinem Kopf ging herum:

„Euer Appenzeller das letzte Mal war delikat! Den müsst ihr unbedingt wieder besorgen!“

Er dachte gerade an Daniel, „den Meister der Improvisation“, der den würzigen Käse auch gern mochte, und der sich von heute auf morgen zum Essen angesagt hatte. Politiker dürfen das.

„Bist du sicher, dass Daniel trotz Corona morgen kommt?“

„Er ist der einzige Bruder, den ich noch habe! Er trug mir auf:

„Bringt den guten Tiroler Schinken auf den Tisch! Aber seht zu, dass er nicht zu salzig ist!

Roastbeef tut’s im Notfall auch!“ gab er seine Wünsche am Telefon preis.

Den Rechtsverkehr hatte sie längst vergessen.

 

„Er ist der einzige Bruder, den ich noch habe!“

 

Schobermann kam sich vor wie ein Lieferservice- Catering-Beauftragter, der Fingerfood – Platten für einen Staatsempfang herrichten soll.

Eine große Verantwortung lastete auf ihm, wenn sein Schwager kam. Und der kam, sah und siegte.

Manches Mal am selben Tag: „Ich bin gerade auf einer Versammlung in Harburg. Da passt das gerade, wenn ich eben mal kurz vorbeikomme!“

 

Beim Essen berichtete er, bei wem er als Grünen-Abgeordneter im letzten Jahr schon überall eingeladen war. Sogar bei der Senatorin für Erziehung und Bildung, gab er ein Geheimnis preis.

„Und was die da alles auftischten!“ schwärmte er.

„Eh‘ ich’s vergesse: Habt ihr Budweiser Pils vorrätig? Gegen einen feschen Obstbrand hätte ich auch nichts einzuwenden!“

Weiter fuhr er fort:

„Habt ihr gewusst, dass VANILLIA zur Zeit Lachs- und Kaviar-Wochen veranstaltet? Bei diesen Angeboten könnt ihr einfach nicht nein sagen!“

 

Schobermann nimmt als Diabetiker nur kleine Mahlzeiten zu sich.

Er war schon fertig mit Essen, als der Schwager, Student der Philosophie, der Soziologie und Psychologie im 80. Semester, niemals beweibt, 63 Jahre jung, mit vollem Mund wie ein Wasserfall von seiner letzten Massen-Demonstrationsteilnahme vor dem Berliner Reichstag triumphierend rief:

„Na denen haben wir es mal wieder richtig gegeben!

Die Corona-Masken hatten wir uns heruntergerissen, aus Protest gegen die Corona-Politik der Bundesregierung.

Es war die erste Rave – the – Planet – Parade meiner Parteifreunde!

Ich kam mir vor wie auf der Love-Parade am Christopher-Street-Day! Das sind Meilensteine in der Geschichte! Merkt euch das!

Ihr habt etwas verpasst!“

„Nicht so laut! Ich verstehe dich auch ohne Ohrhörer!

Wer finanzierte denn diese Veranstaltungen und die Fahrtkosten?“

„Na, unsere Partei! Ich war Delegierter!“

 

„Und wer macht den Dreck weg, den ihr hinterlasst?“

„Dafür bin ich nicht zuständig. Das ist Sache des Berliner Senats!“

 

Und er redete, redete, redete.

„Lass mich auch mal was sagen!“, versuchte Herr Schobermann Daniels Tiraden zu unterbrechen.

Der aber war so von seinen Protest-Veranstaltungen begeistert, dass er niemanden zu Wort kommen ließ.

„Ich wollte dir schon immer sagen…“

„Du hörst mir ja gar nicht zu!“ unterbrach er Einwände der Schobermanns.

„Wir wollen dir doch nur sagen…“

 

„Ihr habt in diesem Punkt gar nichts zu sagen! Ihr wisst ja nicht, worum es in dieser großen Sache geht, Unsere Politik ist bahnbrechend. In zehn Jahren….., ihr werdet euch noch wundern!“

 

„Ich wundere mich jetzt schon über dich. Ich wollte dir nur mitteilen,…“

Er funkelte Schobermann böse an:

„Du fällst mir ja dauernd ins Wort!

„Während wir uns zu Tode verwalten, helft ihr dem Borkenkäfer…!“

 

„Nun mach‘ mal halblang! Wir helfen keinem Käfer!“

„Doch, bei der Zerstörung eurer Wälder!“ Dabei schob er ein weiteres Schinkenstück in seinen Mund. Der Schinken ist heute versalzen. Wer beliefert euch denn?“

 

„Nun mach‘ mal ’nen Punkt!

In Südtirol wird der Rohschinken vorm Räuchern wie überall mit Salz eingepökelt. Das Kilogramm zu 79 Euro, Transportkosten nicht eingerechnet. Was sie bei euch in Harvestehude machen, weiß ich nicht. Interessiert mich auch nicht!“

 

Daniel weiter:

„Ihr kauft Plastikbehälter im Supermarkt und macht damit unsere Umwelt kaputt! Demonstriert lieber dafür, dass die Menschen Gläser mitbringen und den Honig und den Joghurt an der Kasse abfüllen lassen sollen! So wie das früher geschehen ist. Milch und Eier holt ihr beim Bauern!

Bringt Papiertüten mit oder Behältnisse von zu Hause, in die ihr Mehl und Zucker abfüllen lasst!“

 

Daniel kaute immer noch und hörte nicht auf zu rufen:

„Reiht euch ein in die Phalanx der Umweltschützer!“

 

„Nun bleib aber mal auf dem Teppich! Wo lebst du denn?“

„Ja, das wollte ich euch fragen. Es ist schon fünf nach zwölf!

Umdenken müsst ihr! Die Klimakatastrophe steht bevor!“

Zwischendurch telefonierte er mit Hilfe seines Smartphones, das dauernd klingelte, und klärte die Schobermanns auf:

 

„Meine Parteifreunde verlangen nach mir. Ich bin, wie ihr seht, ein viel beschäftigter Mann!“

Schobermann erhob sich brüsk. Ich gehe jetzt zu Bett! Du bist mir zu anstrengend! Wenn du gehst, mach‘ hinter dir die Tür zu!

Was ich dir die ganze Zeit sagen wollte, ist………! Ach, jetzt hab‘ ich’s vergessen!“

 

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