Hund

Unter Reinhard Meys Liedern gibt es solche, da könnte ich weinen. (Auch ein Mann darf mal weinen). Besonders, wenn das Wetter unfreundlich, kalt und trübe ist und von vielen Seiten beunruhigende und schmerzvolle Nachrichten kommen.
Da hörte ich auf einer Autofahrt zu einer Anwendung im Autoradio das Lied:
„Es gibt Tage, da wünscht‘ ich, ich wär‘ mein Hund.“

Da ich selbst Hunde in meinem Leben hielt, kann ich die Sicht Reinhard Meys oder soll ich lieber sagen, die seines Hundes nachempfinden.
Ein vom Menschen gehaltener Hund genießt ja eigentlich nur Vorteile.
Von den Annehmlichkeiten seines Lebens zu schreiben, denke ich, dass er im Normalfall gut versorgt ist, dass für ihn Schlafenszeit ist, wann immer er will. dass er außer der Hundesteuer keinerlei sonstige Abgaben leisten muss, dass er auch mal allein sein kann, und dass der Knochen, um den diese Welt sich dreht, der alleinige Grund seiner Meditationen ist.
Er müsste sich am Telefon nicht Fusseln um den Mund reden, um jemanden zu überzeugen, dass er dieses oder jenes Hörgerät nicht haben möchte, aber die Anbieter nicht nachgeben und nicht auflegen wollen.
Wäre ich mein Hund gewesen, hätte ich mich jederzeit auf den Bauch legen und fremde Leute dazu animieren mögen, mich zu kraulen. Die gäben mir die tollsten Namen. „Na, Süßer?“, oder „Fiffi“ oder „Wauwi“, um mich bei guter Laune zu halten. „Bist ein ganz Braver!“ gehört dazu, obwohl auch ein Hund nicht immer „ein ganz Braver“ ist! Sein Herrchen glaubt, dass besonders Frauen das oft nur aus Angst sagen, um nicht gebissen oder angeknurrt werden.
Und die schönsten Düfte dieser Welt könnte er intensiver genießen als jeder Mensch.
Verbellen würde er nur unliebsame Zweibeiner. In meinem Haus wäre er der King und brauchte nicht zu teilen, weder das Essen noch das Bett. Wenn er was wollte, er kriegte es.
In einem Punkt aber wäre mein Hund damals lieber ein Mensch gewesen, glaube ich.
Nämlich, wenn er mal allein zu Hause war, die Stellung halten musste, um das Haus zu hüten, und er nicht allein die Kühlschranktür öffnen konnte.
Wie sagt eine Redewendung? Auch bei dem schlimmsten Unwetter würde man keinen Hund vor die Tür setzen. Jedoch machte meinem Hund schlechtes Wetter nichts aus. Im Gegenteil: er zerrte so lange an Herrchen herum und brachte die Leine, bis Herrchen seufzend nachgab und seinen Südwester, den Regenmantel und die Stulpenstiefel anzog. Garten gehen war nicht, so etwas genügt keinem Hund.
Ein Hund will Fährten und Duftmarken schnuppern und setzen, Wildkaninchen aufstöbern, Mäuse fangen und den Katzen nur einen kleinen Schrecken einjagen.
Am schönsten fand er, sich einen Spaß zu machen, wenn alle beim Kaffee saßen und die Torte anschnitten.
Dann kam er oft triefend nass aus einem Unwetter hereingestürzt.
Haben Sie mal gesehen, wie viel Wasser so dem Fell eines Hundes anhaftet, wenn er aus dem Regenwetter kommt und er sich so lange schüttelt, dass alle etwas davon haben?
Ach, ich habe ihn gar nicht vorgestellt?
Er war ein Dobermann und hieß Waldi.

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